In diesem Teil unseres Logistiklexikons wollen wir einen viel verwendeten Begriff aus dem Bereich der Lagerlogistik erklären. Es geht um das Thema Order-Picking oder auch: Auftragskommissionierung.

Was versteht man unter Order-Picking?

Bei Order-Picking stellt der zuständige Kommissionierer alle Positionen, die im Rahmen eines Kundenauftrags benötigt werden, zusammen. Somit ist die Bereitstellung einer Gesamtmenge für jede Bestellung das Ziel von Order-Picking.

Nachdem eine solche Zusammenstellung erfolgt ist, werden alle Positionen geschlossen an die nachfolgende Station übergeben und entsprechend weiter bearbeitet.

Welchen Nutzen hat Order-Picking?

Grundsätzlich gibt es zwei klassische Gründe, weshalb die Auftragskommissionierung verwendet wird.

    1. Zum einen gibt es die Kundenbestellung, die in vielen Fällen eben aus mehreren Positionen besteht (z. B. bei Kleidung, Büchern, usw.). Um also eine Bestellung so bearbeiten zu können, dass all diese Positionen in einer einzigen Sendung verschickt werden können, muss eine Kommissionierung der Gesamtmenge getätigt werden.
       
      Dies bietet den großen Vorteil, dass Frachtkosten für das Unternehmen gespart werden können. Zudem geht man somit dem Komfortwunsch des Kunden nach, die Gesamtmenge der Bestellung in einem Zug zu erhalten, was auf längere Zeit eine hohe Kundenzufriedenheit und damit auch Kundenbindung gewährleistet.
    2.  

    3. Der zweite Ursprung der Auftragskommissionierung liegt in der Produktion. Wird ein Produkt gefertigt, wird dies in der Regel aus mehreren Rohstoffen oder Bauteilen realisiert. Hier ist es dann die Aufgabe des Kommissionierers, diese einzelnen Bestandteile und Materialien bis zum Produktionstermin zusammenzustellen und dann an die Fertigung weiterzuleiten. Auch hier wird in den meisten Fällen eine Gesamtmenge übergeben.

Vorgehen

Die Kommissionierung, also die Entnahme der einzelnen Waren, kann grundsätzlich auftrags- oder serienorientiert erfolgen. Auch das Order-Picking selbst wird nochmals in zwei Kategorien unterteilt: Es gibt serielle und parallele Auftragskommissionierung.

Seriell

Bei dieser Art der Kommissionierung werden Waren je nach Kundenauftrag oder Anforderung der Produktion zusammengestellt. Das bedeutet, dass der Kommissionierer seine Aufträge nacheinander abarbeitet und erst dann mit dem nächsten beginnt, wenn der aktuelle Auftrag abgeschlossen ist.

Bei dieser Methode gibt es nur einen Kommissionierer, der an einem Auftrag arbeitet. Dies hat den großen Vorteil, dass Fehler leicht nachvollzogen werden können. Jedoch kann es in vielen Fällen auch zu langen Wegen bei der Kommissionierung kommen, was die Produktionsdauer erhöht.

Sonderfall

Ein Sonderfall der seriellen auftragsorientierten Kommissionierung ist das sogenannte Multi-Oder-Picking. Bei dieser Methode werden mehrere Aufträge von einem Komissionierer gleichzeitig bearbeitet.

Der Kommissionierer verwendet hierfür meist ein entsprechendes Fahrzeug, das mit verschiedenen Behältern für die einzelnen Positionen ausgestattet ist. Der Arbeiter fährt also durch die Lagerzonen und entnimmt die relevanten Positionen der unterschiedlichen Aufträge. Dabei ist es unabdingbar, dass der Kommissionierer die Positionen in die richtigen Kommissionierbehälter packt. Dabei können moderne Picking-Methoden wie Pick-by-light oder Pick-by-vision helfen.

 

Parallel

Bei dieser Art der Auftragskommissionierung wird ein Auftrag von mehreren Mitarbeitern bearbeitet. Diese arbeiten also parallel. Der Gesamtauftrag wird in Teilaufträge unterteilt und dann an verschiedene Bearbeiter übergeben. Die Teilaufträge mit den einzelnen Positionen werden gleichzeitig bearbeitet. Haben alle Kommissionierer ihre Teilaufträge fertiggestellt, werden diese an einer festgelegten Sammelstelle wieder zum Gesamtauftrag zusammengefügt.

Kommissionierzeit

Um überwachen zu können, ob die Kommissionierung im Unternehmen aus betriebswirtschaftlicher Sicht optimal durchgeführt wird, gibt es verschiedene Zeitkriterien, die betrachtet werden können:

  • Basiszeit – Als Basiszeit wird die Zeitspanne bezeichnet, die benötigt wird, um alle organisatorischen Tätigkeiten rund um die eigentliche Lagerentnahme durchzuführen (z. B. Palettenbeschaffung, Besorgen und Abgabe des Kommissioniergerätes). 
  • Wegzeit – Hierunter versteht man die Zeit, die zwischen den Entnahmen anfällt. Diese ist von der Menge zu kommissionierender Materialien und dem Weg, der zurückgelegt werden muss, abhängig.
  • Greifzeit – Die Greifzeit bezeichnet die Zeit, die für den eigentlichen Entnahmevorgang benötigt wird. Wie auch bei der Wegzeit ist die Greifzeit oft eine Variable, die in vielen Fällen optimiert werden kann und somit für eine verminderte Durchlaufzeit sorgt.
  • Nebenzeit – Auch Totzeit genannt, diese hat mit der eigentlichen Kommissionierung nichts zu tun. Diese Zeit umfasst Tätigkeiten wie das Beschriften der Regale oder der Lagerorte.
  • Verteilzeit – Die Verteilzeit erfasst die Zeit, in der nicht produktiv gearbeitet werden kann. Dabei werden sowohl persönliche als auch sachliche Verteilzeiten erfasst (z. B. Toilettengang, Warten auf das Transportmittel oder Information, usw.)

Bildet man die Summe aus all diesen Zeiten, erhält man die Kommissionierzeit, von der es entscheidend Abhängt in welcher Zeit der komplette Kundenauftrag durchgeführt werden kann und wann der Kunde somit die bestellte Ware erhält.

Zusammenfassung

Das Order-Picking ist in den meisten Unternehmen ein wichtiger und unverzichtbarer Prozess. Welche Form der Kommissionierung genau gewählt wird, ist in den meisten Fällen abhängig von der Unternehmensstruktur und den zur Verfügung stehenden Ressourcen. Alles in Allem kann die Auftragskommissionierung aber ein wichtiger Faktor für den Erfolg des Unternehmens darstellen und sollte deshalb in jedem Fall genauestens betrachtet werden.

Sie senkt nicht nur Personaleinsatzkosten, sondern dient zur Erhöhung der Kundenzufriedenheit und bietet in vielen Fällen die Möglichkeit, eine nicht unerhebliche Zeitersparnis zu erreichen.