6 Schritte zur Migration auf S/4HANA

Unicode-Conversion

Unicode ist ein internationaler Standard zur Erfassung aller Schriftzeichen und Textelemente aller bekannten Schriftkulturen und Zeichensysteme. Bisher konnte bei SAP Systemen relativ frei gewählt werden ob man diese als Unicode oder Non-Unicode betreibt. (Die SAP selbst empfiehlt seit ca. 8 Jahren den Unicode-Betrieb)

Diese Entscheidung wird den System-Administratoren nunmehr abgenommen, da eine der Voraussetzungen für die Nutzung der SAP HANA Datenbank die Umstellung auf Unicode ist.

Systeme „aufräumen“

Die SAP empfiehlt, sämtliche Systeme, für die eine Migration auf SAP HANA ansteht, von „totem“ Code, also nicht benötigten Code-Zeilen o. ä., zu befreien. Diese Daten werden bei der Migration mit kopiert und führen dadurch zu nicht unerheblichem, zusätzlichen Ballast. Der stellvertretende Leiter der SAP S/4HANA-Entwicklung meint, dass bis zu 20 % der Daten, die sich auf den Datenbanken der Systeme befinden, in der Regel nicht mehr benötigt würden.

Upgrade auf SAP ERP 6.0

Um alle Vorteile und Neuerungen der neuen Enhancement Packages nutzen zu können ist es ebenfalls nötig, ein Upgrade auf SAP ERP 6.0 durchzuführen.

Upgrade auf das neueste Enhancement Package (EHP)

Einerseits ist ein Upgrade auf EHP7 erforderlich, um ein SAP ERP überhaupt auf einer SAP HANA Datenbank betreiben zu können. Andererseits ist EHP7 die Voraussetzung für viele Innovationen, die um Zuge von S/4HANA beliefert werden.

So bietet EHP7 bzw. EHP8 z. B. die Ideale Basis für SAP Simple Finance und SAP Simple Logistics. Kunden bekommen damit etwa Zugriff auf analytische SAP Fiori Funktionen und beschleunigte Materialplanungsabläufe.

Datenbankmigration auf SAP HANA

Datenbankmigrationen funktionieren meistens nach dem gleichen Muster:

Dabei findet die Vorbereitung im laufenden Betrieb (Uptime) statt, während der physikalische Umzug dann während einer Downtime stattfinden muss. Die Aufgabe hierbei ist, die Downtime so gering wie möglich zu halten.

Zusätzlich dazu müssen Datenbank- oder Release-Wechsel in der Regel mehrfach getestet werden.

Einspielen von S/4HANA

Der letzte Schritt, ist das Einspielen der S/4HANA Innovationen. In den meisten Fällen die „alten“ Prozesse gegen das neue Datenmodell laufen zu lassen und sie somit in dieses zu übertragen.

Wechseln oder bleiben – Entscheidungskriterien

In den meisten Fällen stellt sich für Entscheider nicht die Frage OB auf S/4HANA gewechselt werden soll sondern WANN. Dies ist allerdings nicht zwingend die Ansicht eines HANA-Befürworters. Die Strategie der SAP ist durchaus nachvollziehbar, schließlich müssen zukunftsfähige und aktuelle Innovationen geboten werden um die Marktposition zu stärken.

SAP-Produktstrategie

Die PAC-Studie zeigte, dass 65 % der Befragten es für wichtig halten, der Produkt-Strategie der SAP zu folgen. Diese Entscheidung ist auch logisch. Zwar wird das Innovationsfenster der Vorgänger-Suite bis 2025 offen bleiben, doch kann man davon ausgehen, dass die primären Produktinnovationen in dieser Zeit auf S/4HANA zugeschnitten werden.

Je später sich ein Unternehmen also entscheidet auf HANA zu wechseln, desto später kann es auch von den Innovationen und Performancevorteilen profitieren.

Wirtschaftlichkeit und Kostenbetrachtung

SAP HANA verspricht sowohl Performance- als auch Betriebskostenvorteile. Zusätzlich dazu werden Rationalisierungseffekte durch Echtzeit-Analysen oder beschleunigte Logistikprozesse durch die Verwendung der Plattform SAP HANA versprochen. Diese Vorteile können jedoch nicht pauschal auf jedes Unternehmen erwartet werden.

In Sachen Kostensenkung sieht dies ähnlich aus. Sollten alle Vorteile, die sich durch die HANA Implementierung ergeben könnten, tatsächlich so eintreffen, lässt sich durchaus Geld sparen. Jedoch darf nicht außer Acht gelassen werden, dass im Vorfeld bereits Aufwände für Hard- und Software, Schulungen, Implementierung, usw. anfallen.

Use Cases und Innovationspotential

Um Use Cases und das Innovationspotential identifizieren zu können sollte man sich folgende Fragen stellen:

  • Was kann S/4HANA was mein existierendes System nicht kann?
  • Brauche ich die Innovation für mein tägliches Geschäft – und welchen Benefit verspreche ich mir dadurch?
  • Passt S/4HANA zu meiner Unternehmens- bzw. Digitalisierungsstrategie – und welches Nutzungspotential bietet es in Bezug auf Industrie 4.0 oder Big-Data-Projekten?

Investitionen schützen

In Sachen Investitionsschutz zeigte die SAP durch die Wartungszusage bis 2025 bereits ein hohes Maß an Pflichtbewusstsein, auch wenn es Forderungen gibt, nach denen das Wartungsfenster bis 2030 verlängert werden soll. Somit bleibt den meisten Unternehmen offen, einen eventuellen Wechsel im Rahmen ihres Investitionszyklus durchzuführen, oder die eigene ERP-Strategie zu überdenken.

Um allerdings auch darüber hinaus die Investitionen zu schützen sollte ein geplanter Wechsel auf S/4HANA auf jeden Fall mit eventuellen Partnern abgesprochen werden, damit man eine gemeinsame Strategie entwickeln kann. Schließlich ist die gesamte Systemlandschaft und damit die Produktivität des Unternehmens davon betroffen.

Der richtige Zeitpunkt

Das Bewusstsein, dass es vermutlich früher oder später erforderlich sein wird auf HANA zu wechseln, ist in den Köpfen der meisten Entscheider bereits vorhanden. Doch wie wählt man den besten Zeitpunkt für den Wechsel aus?

Was für einen frühzeitigen Wechsel spricht:

Performance und Funktionalität

Durch gesteigerte Performance, Vereinfachungen und neue Funktionalitäten könnte sich ein nicht unerheblicher Wettbewerbsvorteil ergeben. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass Innovationen, die für das Unternehmen nutzbar sind, auch frühzeitig als S/4-Application verfügbar sind.

Fokus der SAP

Um ihr neues Produkt entsprechend im Auge zu behalten und eventuelle Fehler frühzeitig zu erkennen, lässt die SAP derzeit noch erhöhte Aufmerksamkeit bei Pilotkunden walten. Das könnte bei Support oder zusätzlichen Anforderungen von Vorteil sein.

Geplante Investitionen

Sind ohnehin Investitionen ins SAP-Umfeld des Unternehmens geplant, können diese auf SAP HANA ausgeweitet werden. Voraussetzung um den richtigen Zeitpunkt für eine Migration festzustellen ist natürlich, dass alle offenen Fragen zu Kosten und Nutzen bereits beantwortet wurden.

 

Was für einen späteren Wechsel spricht:

Unvollendetes Produkt

S/4HANA ist ein relatives junges Produkt, das unter Umständen noch nicht ganz ausgereift ist. Zusätzlich sind noch nicht alle branchen- und abteilungsspezifischen Neuerungen integriert worden. Es macht also durchaus Sinn abzuwarten bis weitere Verbesserungen eingefügt wurden, um den Implementierungs- und Wartungsaufwand möglichst gering zu halten und den höchst möglichen Nutzen daraus zu ziehen.

Keine/Wenige Kundenstimmen

Derzeit gibt es noch keine bzw. wenige Berichte von Pilotkunden, die ihre ersten Erfahrungen mit S/4HANA veröffentlichen.

Fehlender Business Case

Durch intransparente oder nicht vorhandene Offenlegung von spezifischen Business Cases oder eines konkreten Nutzenpotentials, ist eine Implementierung im Moment oft schwer zu kalkulieren. Viele Unternehmen werden vermutlich abwarten, bis es konkrete Beispiele aus ihrem Bereich gibt, wie man von S/4HANA profitieren kann. Die SAP liefert allerdings immer mehr solcher Customer Stories.

Technisches Risiko

Der Wechsel einer relationalen Datenbank auf eine In-Memory-Datenbank, wie SAP HANA, kann oft Risiken mit sich bringen. Speziell bei Datenbanken die eine Größe von 20 TB überschreiten ist eine Migration meist nicht möglich, da es im Moment noch keine Hardware für SAP HANA gibt, die auf solche Mengen ausgelegt ist.

Fehlendes Know-How

Aufgrund des recht jungen Altes von S/4HANA gibt es in den meisten Unternehmen noch wenige Mitarbeiter die das nötige Know-How mit sich bringen um eine Migration auf S/4HANA zu betreuen bzw. solch ein System zu administrieren. Erfahrene, externe Berater sind zudem oft teuer und schwer zu finden.

 

Wir hoffen dieser Artikel kann Ihnen die Entscheidungsfindung in Bezug auf SAP HANA und die HANA Business Suite etwas vereinfachen. Die Entscheidung selbst muss jedoch, unter Betrachtung aller Faktoren, von jedem Unternehmen selbst getroffen werden.

SAP HANA und S/4HANA bieten ohne Zweifel viele Möglichkeiten das Unternehmen in einigen Bereichen auf neue Wege zu führen und bestehende Strukturen zu verbessern. Doch genauso bringen sie Risiken mit sich, die beachtet werden wollen.