Bereits seit September letzten Jahres gibt es das neue On-Premise-Release von SAP S/4HANA. Nach den Versionen 1511, 1610 und 1709 gibt es nun also die Version 1809. Dadurch bleibt der Innovations-Zyklus von einem Jahr, den die SAP bereits seit Bekanntmachung von S/4HANA angestrebt hat, auch weiterhin bestehen. So erscheint jedes Jahr ein neues Release der On-Premise-Version und vier Releases der Cloud-Version.
Doch welche neuen Funktionen bietet die nächste Version der Realtime-Business-Suite und wann lohnt sich das Upgrade?
Neue Funktionen
Wie bei Updates üblich liefert die SAP mit jedem Release neue Prozesse und Funktionen für SAP S/4HANA oder optimiert bestehende Features. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Innovationen, die mit diesem Release erschienen sind, folgende Bereiche betreffen:
Digitale Geschäftsprozesse durch neue Funktionen und Features
Integration von bereits bestehenden Funktionalitäten aus dem „herkömmlichen“ SAP ERP in die Grundfunktionen von SAP S/4HANA
Übernahme, Integration und Konsolidierung der Innovationen, die bisher nur in den Releases der Cloud-Version von SAP S/4HANA ausgeliefert werden
Änderungen in Geschäftsbereichen
Diese Neuerungen und Verbesserungen werden flächendeckend für fast alle Geschäftsbereiche und Branchen hinweg ausgeliefert und bereitgestellt. Wie bei allen neuen Releases von SAP wird auch eine entsprechende Simplification List geliefert, in der zusätzlich alle Transaktionen aufgelistet sind, die entweder komplett entfallen oder geändert wurden. Außerdem wird in dieser Liste auch abgebildet, ob kundenspezifische Programmierungen auch in SAP S/4HANA weiter genutzt werden können.
Die Simplification List zu SAP S/4HANA 1809 finden Sie hier.
Im Bereich der Fertigung werden vor allem neue Funktionalitäten für die bedarfsorientierte Wiederbeschaffung ausgeliefert. Folgende Funktionen sind dabei besonders zu beachten:
- Bedarfsgesteuerte Pufferverwaltung zur effizienteren und einfacheren Planung von Lieferketten.
- Trennung von strategischen Lagerpositionen zur Vermeidung eines sogenannten „Peitscheneffekts“.
Erklärung
Als Peitschen- oder auch Bull-Whip-Effekt bezeichnet man Kommunikationsprobleme mehrstufiger Lieferketten. Grundsätzlich ist ein solches Problem zwar leicht zu erkennen, wird allerdings mehr und mehr verstärkt, je weiter der Prozess voranschreitet. Folgen eines solchen Effekts können beispielsweise Bestellschwankungen oder Lieferengpässe sein.
- Erweiterte Funktionen für Predictive Analytics und Machine Learning, die Entscheidungsfindung im Rahmen des Bestandsmanagements erleichtern sollen.
Auch im Bereich der Beschaffung werden mit dem neuen Release vorrangig Funktionen für das Machine Learning ausgeliefert:
- Automatische Vorschläge zur Erstellung neuer Katalogelemente zur Verringerung der Menge an Freitextelementen im System
- Vorschlag einer Materialgruppe für Freitextpositionen in Bestellanforderungen
- Bereitstellung von Optionen für Materialien ohne Bezugsquelle
- Effizientere Abläufe der Rechnungsautomatisierung und effiziente Rechnungsüberwachung für die Ausnahmebehandlungen
Im Vertriebsumfeld können Sie unter anderem mit folgenden, neuen Funktion rechnen:
- Neue Funktion „Prognose und Angebotsumwandlung“: Mit diesem neuen Tool kann direkt auf dem System ermittelt werden, ob und in welchem Umfang bestehende Verkaufsangebote in entsprechende Kundenaufträge umgewandelt werden können.
Zusätzlich dazu können durch die Verwendung von mitgelieferten Machine-Learning-Funktionen Analysen auf Basis von prognostizierten und tatsächlichen Ergebnissen erstellt werden. Diese ermöglichen vorab weitere Prognosen, wie wahrscheinlich eine tatsächliche Auftragserteilung bei Angebotsabgabe ist.
Wie auch im Vertrieb liegt der Fokus an Innovation auf einer maßgebenden Funktion, die durch 1809 Einzug in die Business Suite findet:
Dabei handelt es sich um eine Funktion, die Warenausgänge und Ausgangsrechnungen simuliert, die für die Zukunft erwartet werden können, wenn ein Kundenauftrag ins System eingebucht wird. Somit ist es möglich, alle Kundenaufträge und die zu erwartenden Zahlen für Warenausgänge sowie die Fakturierung und einen entsprechenden Deckungsbetrag bereits vorab auszugeben.
Danach können mit Hilfe von Predictive Accounting Beträge und Mengen basierend auf den realen Rechnungen in den Simulations-Belegen angepasst werden. Eine solche Anpassung der simulierten Zahlen wird auch an andere Vorgänge übergeben und berücksichtigt Teillieferungen, Teilrechnungen und Preisänderungen im Kundenauftrag.
SAP Leonardo
Auch aus dem Portfolio von SAP Leonardo werden immer mehr innovative Ergänzungen in die neuen Releases von S/4HANA übernommen. So kann mit dem Release 1809 beispielsweise mit folgender Ergänzung gearbeitet werden:
SAP CoPilot
Der sogenannte SAP CoPilot ist zwar funktional bereits seit dem vorhergehenden Release 1709 in SAP S/4HANA enthalten, wird nun aber weiter in die verschiedenen Prozesse und Abläufe integriert. Bei diesem Tool handelt es sich um einen Sprachassistenten, der vor allem im Bereich der User Experience neue Möglichkeiten bieten soll.
Dabei basiert auch der CoPilot, wie viele andere neue Funktionen, auf Machine Learning. Das bedeutet, dass der Sprachassistent aufgrund vordefinierter Geschäftsregeln „lernt“ und damit jederzeit genau weiß, in welchem betriebswirtschaftlichen Kontext sich ein Anwender oder ein Unternehmen befindet.
Weitere Funktionen:
Erkennen von Bestellungen, Lieferanten, Kunden, usw. im Fiori-Umfeld auf Basis von bestehenden Aufzeichnungen
Schnellzugriff auf Business-Objekte wie z. B. Service-Meldungen, Bestellanforderungen, o. Ä.
Einfaches und schnelles Erstellen von Screenshots oder Notizen direkt aus dem aktuellen Kontext der Fiori-App
Side-by-Side in SAP TM
Eine weitere große Neuheit im Rahmen von Release 1809 sind einige zusätzliche Funktionalitäten für das Embedded SAP TM. So gibt es nun z. B. neue Funktionen um eine Multi-Window Planung im Transportcockpit durchzuführen oder eine neue Transporteinheit namens „Package Unit“ zu nutzen. Als wichtigste Neuerung ist allerdings die Unterstützung von Side-by-side-Szenarien aufzuführen.
Side-by-Side Szenarien sind Geschäftsabläufe, bei denen die Kommunikation zwischen mehreren verschiedenen Systemen oder Modulen nötig ist.
So war es beispielsweise vor dem neuen Release nicht möglich, Informationen zwischen einem SAP ERP und dem SAP S/4HANA auszutauschen. Alle Aufträge, Lieferungen und die dazugehörigen Belege, mussten somit direkt auf dem S/4HANA System angelegt und gepflegt werden, um diese im Embedded TM nutzen zu können
Das wurde nun geändert. Das Embedded TM in SAP S/4HANA 1809 kann nun über eine standardisierte Schnittstelle auch Daten aus einem SAP ERP System empfangen. Das bedeutet vor allem für Unternehmen, die sich gerade in der Umstellung auf S/4HANA befinden einen erheblichen Mehrwert, da diese Integration den Geschäftsablauf vereinfacht anstatt zusätzlichen administrativen Aufwand zu bedeuten.
Sollten Sie Fragen zu einem Upgrade auf das neue SAP S/4HANA Release haben, oder sich generell für einen Umstieg auf S/4HANA interessieren, setzen Sie sich gerne mit uns in Verbindung. Wir helfen Ihnen gerne weiter.