Für die Messung der Effizienz von logistischen Leistungen sind Kennzahlen erforderlich. Als Querschnittsfunktion ist die Logistik am Güterfluss ausgerichtet. Diese Besonderheit muss auch bei der Gestaltung eines Kennzahlensystems berücksichtigt werden. Vor allem deshalb sind traditionelle Kennzahlen für die Leistungsbeurteilung der Logistik eher ungeeignet.

Kennzahlen – Die Effizienz logistischer Systeme richtig messen

Anforderungen an logistische Kennzahlensysteme

Produktivität, Kapazitätsauslastung, Leistungsgrad oder Rentabilität, das sind die klassischen betriebswirtschaftlichen Kennzahlen. Sie sind alle vertikal auf einer Kostenstelle.

Die Sichtweise der Logistik aber ist horizontal auf den Güter- und Auftragsfluss, die Zeit ist als Dimension erforderlich. Kennzahlen in der Logistik beruhen also auf einer zeitbasierten Effizienzmessung, welche die auf Input-Output-Relationen aufbauende Messung logistischer Systeme ergänzt.

Die Messung und Darstellung des Wertschöpfungsbeitrages der einzelnen Funktionen und Prozessschritte wird so auf die gesamte Supply Chain ausgedehnt.

Wichtige Kennzahlen und KPIs – Beispiele

Angabe der Logistikkosten:

  • in ihrer absoluten Höhe
  • in ihrer Aufteilung auf die Logistiksubsysteme Transport, Bestandsmanagement, Lager und Auftragsabwicklung
  • in der Gliederung nach den Phasen Beschaffung, Produktion und Distribution
  • Anteil an den Gesamtkosten

Lieferservice als Output des logistischen Gesamtsystems mit Untergliederung in:

  • Lieferzeit
  • Lieferzuverlässigkeit: Anteil der termingerecht ausgelieferten Bedarfsanforderungen an der Gesamtzahl der Bedarfsanforderungen
  • Lieferbereitschaft: Anteil der an Lager erfüllten Bedarfsanforderungen an allen Bedarfsanforderungen
  • Lieferungsbeschaffenheit: Anteil der Beanstandungen an den Gesamtbedarfsanforderungen
  • Lieferflexibilität: Anteil der erfüllten Sonderwünsche an allen Sonderwünschen

Unterscheidung zwischen:

  • Anlagevermögen (AV): Umschlagshäufigkeit II = Umsatz : (durchschnittl. Lagerbestand + Logistik-induziertes AV)
  • Umlaufvermögen (UV): Umschlagshäufigkeit I = Umsatz : durchschnittl. Lagerbestand

Belastung des Erlöses mit Logistikkosten als Indikator für die Wirtschaftlichkeit der Logistik: Anteil der Logistikkosten am Umsatz.

Als zentraler und messbarer Output des Logistikmanagements ist die Durchlaufzeit im Vergleich zur Konkurrenz:

  • Durchschnittl. Wiederbeschaffungszeit
  • Durchschnittl. Durchlaufzeit der Realgüter
  • Durchschnittl. Durchlaufzeit der Zahlungsmittel

Dabei ergibt sich der Durchlaufleistungsgrad als Anteil der durchschnittl. Fertigungszeit an der durchschnittl. Durchlaufzeit der Realgüter.

  • Fluktuationsquote: Anteil der ausgeschiedenen Beschäftigten am durchschnittl. Personalbestand
  • Fehlzeitenquote: Anteil der Fehlzeit an der Soll-Arbeitszeit
  • Beteiligungsquote Vorschlagswesen: Verhältnis der Zahl der Verbesserungsvorschläge zum durchschnittl. Personalbestand
  • Konfliktquote: Verhältnis der Zahl der Konflikte zum durchschnittl. Personalbestand

Bei der Beurteilung der Leistungsfähigkeit und Effektivität des Lagers sind sowohl die Auslastung des Raums als auch Bewegungsprozesse zu berücksichtigen. Dem gegenüber stehen Anlagen- und Personalkosten. Grundsätzlich wird im Lager zwischen Zeitüberbrückungsprozessen und Bewegungsprozessen unterschieden.

  • Lagerkapazität: Auslastungsgrad als Anteil der belegten an den gesamten Stellplätzen
  • Lagerhauskosten
    • Lagerplatzkosten: Lagerhauskosten : belegte Stellplätze
    • Lagerbewegungskosten: Lagerhauskosten : Lagerbewegungen
  • Personalkosten: durchschnittl. Personalkosten je Lagerbewegung
  • Anlagekosten: durchschnittl. Anlagekosten je Lagerbewegung
  • Lagerhausnutzungsgrad: Anteil der Ist- an den Soll-Einsatzstunden

Bei der eigentlichen Lagerhaltung gilt es folgende Fragen zu beantworten: Werden die richtigen Artikel gelagert? Wie hoch ist die Umschlagshäufigkeit? Lagerhaltungskosten und Lagerhaltungsleistung müssen miteinander verglichen werden.

  • Lagerhaltungskosten
    • Lieferbereitschaft: Verbrauchsprognoseerfüllung als Anteil der Ist- an der prognostizierten Nachfrage
    • Sicherheitsbestand: Sicherheitskoeffizient als Anteil des Sicherheitsbestands am durchschnittlichen Lagerbestand
  • Lagerbestandskosten: Umschlagshäufigkeit als Umsatzanteil am durchschnittlichen Lagerbestand
  • Dispositionskosten
    • Anteil der Ladenhüter an der Gesamtanzahl gelagerter Artikel
    • Wertanteil der Ladenhüter = durchschnittl. Lagerbestand : Wert der Ladenhüter

Die Dauer der Auftragsabwicklung wirkt sich auf die Lieferzeit aus. Je schneller und fehlerfreier die Abwicklung, desto positiver verläuft der gesamte Güterfluss.

  • Kosten der Auftragsabwicklung je Auftrag: Anteil der Auftragsabwicklungskosten je Auftrag
  • Zuverlässigkeit der Auftragsabwicklung: Anteil der termingerecht abgewickelten Aufträge
  • Flexibilität der Auftragsabwicklung: Anteil erfüllter Sonderwünsche an allen Sonderwünschen

Beim Transport der Waren ist die Transporteffizienz entscheidend: werden die Waren richtig verarbeitet, wie qualitativ verläuft der Transport? Kennzahlen helfen hier, die Kosten und Leistungen des Transportsystems gezielt zu untersuchen und zu analysieren.

  • Transportkosten: je Tonnenkilometer, je Sendung
  • Transportkapazität:
    • Transportmittelnutzungsgrad I: Anteil der Ist-Einsatzstunden an den möglichen Einsatzstunden
    • Transportmittelnutzungsgrad I: Anteil der Ist-Ladung an der möglichen Ladung
  • Transportzeit
  • Transportflexibilität: Anteil der erfüllten Sonderanforderungen an allen Sonderanforderungen
  • Transportzuverlässigkeit: Anteil der termingerechten Transporte an der Gesamttransportanzahl
  • Schadensquote: Anteil der beschädigten Transporteinheiten an den Gesamttransporteinheiten

Logistikkennzahlen in SAP

Lagerkennzahlen in SAP EWM

Ressourcenoptimierung und Mitarbeiterplanung

  • Ressourcenmanagement in SAP EWM
  • Optimieren der Aufgabenauswahl nach Auslastungsgesichtspunkten
  • Berücksichtigung der Ressourceneignung

Arbeitsmanagement

  • Planung und Steuerung der Arbeitseinsätze der Mitarbeiter
  • Messung der Mitarbeiterleistung anhand standardisierter Vorgaben und Logistikkennzahlen
  • Reports geben Überblick über die Leistung von Mitarbeitern oder Mitarbeitergruppen
  • Definition von KPIs mit Warnmeldungen bei Nicht-Erfüllung
  • Beispiele: Vergleich von geplanten und tatsächlichen Zeiten für Bonusanreize, Warnmeldungen für eingegebene Ausnahmecodes

Monitoring und Reporting im Lagercockpit

  • Grafische Anzeige verschiedener Lagerkennzahlen
  • Chart-Typen wie Ampel, Balken-, Säulendiagramme, Tachometer
  • Darstellung in Echtzeit
  • Erstellen eigener Lagercockpits, Anpassen und Erweitern des bestehenden Lagercockpits
  • Kennzahlenservices (KS), formelbasiert oder konfigurierbar: Definition von Lagerkennzahlen durch SAP-Standard-Basiskennzahlen-Services
  • Beispiele: Füllgrad, offene Lageraufgaben je Arbeitsbereich, Anzahl Lageraufträge, Gesamtgewicht, Anzahl erledigter Lageraufgaben pro Ressource pro Schicht oder die Berechnung des Füllgrads für bestimmte Lagertypen

SAP EWM-spezifisches Reporting in SAP NetWeaver BW

  • Datenübertragung an SAP NetWeaver für die Datenanalyse
  • Bereitstellung verschiedener Reporting- und Analysewerkzeuge für strategische Analysen, operationales Reporting und Entscheidungsunterstützung

Warehouse Performance Dashboard

  • Überblick über Leistungen an verschiedenen Lagerstandorten
  • Effizienzmessung der Lagerstandorte auf Basis der Auslieferungs- und Bestandsinformationen
  • Nutzerfreundliche Darstellung in Dashboards mit Detailsichten, Drill-down-Funktionen, Visualisierungsoptionen
  • Dashboard-Kennzahlen: Auslieferungsinformationen und Bestandsinformationen
  • Vordefinierte Kennzahlen, z.B. termingerecht gelieferte Auslieferungen, Anzahl an Auslieferpositionen mit Fehlern, Auslastungsgrad pro Lagerstandort

Logistikinformationsbibliothek (LIB) – Kennzahlen erfassen, klassifizieren und auffinden

In SAP bietet die Logistikinformationsbibliothek (LIB) als Teil des Logistikinformationssystem (LIS) die Möglichkeit, innerhalb kürzester Zeit auf Kennzahlen zuzugreifen, diese zu katalogisieren und zu strukturieren.

Kennzahlen SAP LIB

 

 

  • Transparenter, schneller und einfacher Zugriff auf mehr als 900 Kennzahlen im Standard
  • Applikationsübergreifende Informationsgewinnung und -katalogisierung
  • Integration von Reports, Transaktionen, Informationssystemen und Tabellen aus verschiedenen Logistikbereichen wie Einkauf, Vertrieb, Fertigung sowie aus Eigenentwicklungen
  • Gruppierung von Kennzahlen zu individuellen Info-Sets
  • Benutzerspezifische Pflege von Steuerparametern

  • Kennzahlen aus den Informationssystemen des LIS (Fertigungsinformationssystem, Vertriebsinformationssystem, Einkaufsinformationssystem, Bestandscontrolling)
  • Kennzahlen aus den SAP-Modulen (z.B. Einkauf, Vertrieb, Instandhaltung), die nicht in ein Informationssystem eingebunden sind
  • Tabellen, aus denen Kennzahlen abgefragt werden können
  • Kennzahlen und Informationen, die von im Unternehmen selbst erstellten Reports und Transaktionen aufgerufen werden