Unternehmen müssen stetig wachsende Anforderungen an ihre Rechnungslegung umsetzen. Neben der jeweiligen lokalen Rechnungslegungsvorschrift werden oft zusätzliche Einzelabschlüsse und Berichterstattungen gefordert, z. B.:

  • aus steuerlichen Vorschriften (Steuerbilanz)
  • aufgrund internationaler und nationaler Vorgaben (IFRS und Local GAAPs)
  • aus aufsichtsrechtlichen Regelungen (z.B. Solvency II)

In einem SAP-System können parallele Rechnungslegungsszenarien auf verschiedene Arten abgebildet werden. So können Bewertungen und Abschlussarbeiten eines Buchungskreises sowohl nach einer lokalen Rechnungslegungsvorschrift als auch nach einer zweiten (parallelen) Rechnungslegungsvorschrift durchgeführt werden, z. B. nach der Rechnungslegungsvorschrift des Konzerns. Nachfolgend stellen wir die 4 Lösungsansätze kurz vor:

1. Buchungskreisbasierte Lösung

Für die parallele Rechnungslegung wird ein weiterer Buchungskreis angelegt. Diese Lösung ist dann relevant, wenn ein Nettoverfahren (d.h. nur in führendem BUKRS werden die vollständigen Geschäftsvorfälle erfasst) abgebildet werden soll.

  • Einfach zu implementieren.
  • Standardreporting für Bilanz und GuV verfügbar.
  • Hohe Transparenz ⇒ hohe Nachvollziehbarkeit.
  • Keine zusätzlichen Konten benötigt, (wie z.B. bei der kontenplanbasierten Lösung). Die in SAP hinterlegte automatische Kontenfindung bleibt von der Einführung einer parallelen Rechnungslegung unberührt.
  • Berechtigungen lassen sich einfach steuern und verwalten. Es lässt sich einfach festlegen, wer in welchem Buchungskreis, bzw. wer nach lokalem und/oder wer nach IFRS-Recht Buchungen erfassen darf.
  • Zuordnung von Verantwortlichkeiten in einem Unternehmen wird gezielt unterstützt.

  • Anzahl der Buchungskreise verdoppelt sich.
  • Je mehr manuelle Buchungen in getrennten Buchungskreisen, desto höher der Abstimmungsbedarf.
  • Die SAP SE sieht hierfür keine weiteren Entwicklungen vor. Wird dennoch dieses Verfahren gewählt, wird das Schreiben von kundenindividuellen ABAP-Programmen nötig sein.
  • Einrichten und Administration von Buchungskreisen wird umso aufwändiger, je mehr Buchungskreise bereits bestehen.
  • Aufwändige Stammdatenpflege.
  • Die Übernahme der Bewegungsdaten in die neu eingerichteten Buchungskreise ist ebenfalls problematisch. SAP-Migrationstechniken erfordern entsprechendes Know-how.

2. Special-Ledger-Lösung

Bei dieser Lösungsvariante wird ein zusätzliches Ledger angelegt, das die Vorgänge ebenso wie das Hauptbuch übernimmt und fortschreibt. Die Komponente FI-SL muss dafür eingerichtet werden.

  • Man führt für jede Rechnungslegungsvorschrift ein separates Ledger.
  • Das Standardreporting steht sowohl für das führende als auch für alle anderen parallelen Ledger zur Verfügung.
  • Unterschiedliche Geschäftsjahresvarianten können abgebildet werden.
  • Die Anzahl der Sachkonten ist überschaubar.

  • Das Datenvolumen steigt durch die zusätzlichen Ledger.
  • Die zusätzliche Komponente FI-SL muss eingeführt werden.
  • Keine CO-Integration bei (reinen) Ledgerbuchungen.
  • Andere Buchungstransaktionen als im Hauptbuch.
  • Keine Feldstatusverprobung.
  • Transparenz bei Buchungen leidet.  ⇒ Stichwort: Prüfungssicherheit

3. Kontenplanbasierte Lösung

Die Bewertungsunterschiede werden über unterschiedliche Konten abgebildet. Es gibt hierzu sowohl gemeinsame als auch zusätzliche (spezifische) Konten.

  • Einfache Implementierung.
  • Prüfungssicher.
  • Durchgängig (über alle Komponenten) ⇒ Maximum an integrierter Bewertung.
  • Standardreporting steht zur Verfügung (gesamtes Reporting aus einem Buch).

  • Mehrere Wertansätze im Hauptbuch.
  • Erhöhte Anzahl der Konten.

4. Parallele Rechnungslegung im neuen Hauptbuch

Das Prinzip der Abbildung der parallelen Rechnungslegung im neuen Hauptbuch versucht die Vorteile der Kontenlösung und die der Ledger–Lösung des alten Hauptbuchs zu vereinen. In der Hauptbuchhaltung können Sie mehrere parallele Hauptbücher führen, um z. B. nach mehreren Rechnungslegungsvorschriften bilanzieren zu können. Jedes Ihrer benötigten Hauptbücher legen Sie in Form eines Ledgers an.

Bei der Ledgerlösung im neuen Hauptbuch werden alle Buchungen ohne Bewertungsunterschiede in das führende Ledger im jeweiligen Buchungskreis gebucht. Bewertungsbuchungen, die nur für eine spezifische Rechnungslegungsvorschrift gelten, erfolgen explizit in das jeweilig dafür vorgesehene, parallele und nicht führende Ledger.

Ledgerlösung:

  • Ledgerlösung ist in das Neue Hauptbuch in mySAP ERP integriert.
  • Ein separates Ledger je Rechnungsvorschrift.
  • Geschäftsjahresvarianten pro Ledger abbildbar.
  • Unterschiedliche Bewertungsansätze in den Ledgern.
  • Standardreporting-Funktionalität für führendes und weitere, nicht führende Ledger
  • Anzahl Sachkonten ist überschaubar.
  • weniger Customizing Aufwand.
  • Reduzierung von Kosten.

  • Datenvolumen steigt aufgrund weiterer Ledger.

Welches der optimale Ansatz für das eigene Unternehmen ist, lässt sich nicht ohne weiteres beantworten.

Weitere Informationen zur Abbildung der parallelen Rechnungslegung finden Sie hier.