Die Anwendungskomponente Istkalkulation/Material-Ledger (CO-PC-ACT) erfüllt im Prinzip zwei verschiedene Funktionen. Zum einen ist damit das Führen paralleler Währungen bzw. Bewertungen möglich. Zum anderen kann damit eine Istkostenrechnung durchgeführt werden.

Parallele Währungen/Bewertungen

Standardmäßig werden Bestandswerte von Materialien im SAP-System lediglich mit einer Währung geführt. Dies ist in der Regel die Buchungskreiswährung. Die Verwendung des Material Ledgers ermöglicht allerdings die Führung des Materialbestandes mit zwei weiteren Währungen/Bewertungen. Dabei erfolgt die Umrechnung zum Zeitpunkt der jeweiligen Buchung zu historischen Kursen.

Besonders für Standorte in hochinflationären Ländern macht die Verwendung des Material-Ledgers Sinn, da so die Auswirkung der Inflation auf den Wert des Materialbestandes hat.

Istkalkulation

Wie funktioniert die Istkalkulation?

Wird die Istkalkulation aktiviert, so erfolgt eine vorläufige Bewertung aller Warenbewegungen innerhalb der aktuellen Geschäftsperiode zum Standardpreis. Zusätzlich erfolgt eine Sammlung aller auftretenden Preis- und Kursdifferenzen im Material-Ledger mit Bezug auf das Material.

Ist das Ende der Geschäftsperiode erreicht, wird für jedes Material ein Istpreis, unter Berücksichtigung der Istkosten der Periode, ermittelt. Daraus entsteht dann ein periodischer Istpreis, der vom System als periodischer Verrechnungspreis bezeichnet wird.

Die Istkalkulation berücksichtigt, welcher Anteil der Abweichungen durch Materialverbräuche der nächsthöheren Fertigungsstufe nachbelastet werden muss. Mit Hilfe der Iststückliste können diese Abweichungen über mehrere Fertigungsstufen hinweg fortgeschrieben werden.

Nutzen

Vor allem für Unternehmen mit hohem Rohstoffeinsatz und vielen verschiedenen Fertigungsstufen ist die Verwendung der Istkalkulation interessant. Oft ist bei solchen Unternehmen das Interesse an Kostendurchwälzung und istkostengerechter Nachkalkulation besonders hoch. Unternehmen mit sehr hohen Lagerbeständen können ebenfalls von der Aktivierung der Istkalkulation profitieren, da für diese die genaue Abgrenzung der Kostenabweichungen in Bezug auf Bestand und Verbrauch wichtig ist.

Auch bei der Entscheidungsfindung, z. B. bei make-or-buy Entscheidungen, kann man die erforderliche Zeit senken, wenn man die entsprechenden Istpreise der Materialien kennt. Da alle Daten aus der Istkalkulation auf der Ebene der Beschaffungsalternativen fortgeschrieben werden, können die verschiedenen Bezugsquellen für Materialien einfach und schnell verglichen werden.

Parallele Währungen und Bewertungen für Materialien

Wie eingangs bereits erwähnt lassen sich mit der Komponente Istkalkulation/Material-Ledger für verschiedene Materialien Werte in bis zu drei Währungen anlegen. Zusätzlich dazu können parallele Bewertungen verwendet werden. Das bedeutet, dass für jede Währung auch eine eigene Bewertungsschicht dargestellt werden kann (z. B. legale Bewertung, Konzernbewertung, Profit-Center-Bewertung). Die Kombination aus Währung und Bewertung bildet den sogenannten Wertansatz.

Nutzen:

Anstatt Kursdifferenzen anhand der Kurse bei Waren- und Rechnungseingang zu berechnen, kann festgelegt werden, dass sie mit einem Plankurs berechnet werden, der beispielsweise für ein ganzes Jahr gelten kann. Im selben Schritt kann auch bestimmt werden, dass Kursdifferenzen als Preisdifferenzen interpretiert werden.

SAP-Standard-Preissteuerung

Es gibt zwei Arten der Preissteuerung

  • Standardpreis

Die Bewertung mit Standardpreis weist folgende Merkmale auf:

  • Alle Bestandsbuchungen erfolgen zum Standardpreis
  • Abweichungen werden auf Preisdifferenzkonten gebucht
  • Abweichen werden fortgeschrieben
  • Preisänderungen lassen sich überwachen
  • Gleitender Durchschnittspreis

Die Bewertung mit gleitendem Durchschnittspreis weist folgende Merkmale auf:

  • Die Zugänge werden mit den Zugangswerten gebucht
  • Der Preis im Materialstammsatz wird an Einstandspreise angepasst
  • Preisdifferenzen kommen nur in Ausnahmefällen vor
  • Manuelle Preisänderungen sind im allgemeinen nicht erforderlich, dennoch möglich

Preissteuerung mit Material-Ledger

Wird die Anwendungskomponente Istkalkulation/Material-Ledger verwendet, benutzt man den Standardpreis für eine vorläufige Materialbewertung im Laufe der aktuellen Geschäftsperiode. Endet diese, wird auf Basis der tatsächlichen Istkosten ein durchschnittlicher Verrechnungspreis ermittelt und die Materialbestände dann damit nachbewertet.

Somit verbindet die Komponente Istkalkulation/Material-Ledger die Vorteile der Preissteuerung Standardpreis mit denen des gleitenden Durchschnittspreises.